Autopilot und Achtsamkeit – was für ein wundersames Paar, diese zwei giraffengleichen Buchstaben „A“, mit so divergenten Bewegungsrichtungen. Die Gegensätze machen den begreifbaren Unterschied. Das langsame Gehen wird uns deutlich, wenn wir zuvor hektisch durch die Gegend rannten. Bewusstes Schmecken wird mir bewusst, wenn ich mich zuvor beim hastigen Essen verschluckte. Alles kein Hexenwerk und doch in unseren Tagen scheinbar nicht selbstverständlich.

„Unser Denken denkt“, sagte Prof. Dr. Andreas de Bruin von der Maximilians-Universität in München, auf den JENAER ACHTSAMKEITSTAGEN an der Ernst-Abbe-Hochschule, die ich moderierend bekleidete. „Das können wir kaum abstellen“, fuhr er fort. Doch wie bringen wir unseren Geis zur Ruhe, wenn sich die immer gleichen Denkschleifen abspulen? Lösungen sitzen wenige in diesem Karussell der sich wiederholenden Schleifen. Denen würde es vermutlich schwindlig werden, bei immer währenden Kreisen. Rennen wir einfach los, um uns von ihnen zu lösen, kommen die Gedanken mit. Sagen wir ihnen, sie mögen doch bitte still sein, scheinen sie noch mehr Lärm zu machen. „Unseren Gedanken freundlich zulächeln“, ist der Tipp von Prof. Dr. Ulrich Pfeifer-Schaupp von der Evangelischen Hochschule in Freiburg im Breisgau. Aufmerksamkeit ist das Gegenteil von Agieren in unserem eigenen Autopilot. Dabei braucht unser Gehirn den Autopiloten. Er ist eine unserer Überlebensstrategien. Doch manchmal nimmt er sich einfach zu wichtig.

Mir ist es eine Freude in meinem Cockpit des Lebens den Autopiloten immer mal abzuschalten, und das Ruder in den Händen zu halten. Dabei meine Richtung selbst zu bestimmen und die Art wie ich darauf zusteuere.

Elke Klinger

Coach für Führung

 

Autopilot und Achtsamkeit
Autopilot und Achtsamkeit

 

Wozu das Ganze?

„Erlaubnis von ganz oben.“ Erst wenn die von einem Arzt gekommen ist, genehmigen wir uns, abends zeitiger den Stift fallen zu lassen und nicht mehr jede Mail zu später Stunde lesen zu müssen. Selbst öfter Nein zu sagen, genehmigen wir uns, wenn die Erlaubnis von ganz oben kam. Doch bis zu diesem Punkt drehen und wenden wir uns, tragen für alle und alles Verantwortung. Doch ganz offensichtlich übersehen wir dabei all zu gern die Verantwortung für uns selbst, sowie die Tatsache, dass wir nur gut sein können, wenn wir gesund, und mit uns selbst im Reinen sind.

Was hält uns ab davon, auf unseren eigenen Körper zu hören? Warum müssen es erst ein Arzt und / oder eine Krankheit sein, die sagen, dass jetzt erst einmal Schluss sei? Unser Körper hat dann meist mit allem Möglichen bereits versucht uns zu stoppen, zu mahnen, zu bitten. Doch wir sind über allem erhaben und hören scheinbar weg. Akzeptieren tun wir vor uns selbst nur, wenn gar nichts mehr geht, weil ein Fremder es sagt. Doch warum? Was soll das? Warum tun wir so etwas? Im Job übernehmen wir Verantwortung. Doch was für eine Form der Verantwortung ist es, wenn wir uns selbst dabei vollkommen vergessen? Was haben wir Größeres zu verlieren, als unser eigenes Leben?

Vor Jahren selbst immer so mitgedreht, sehe ich es inzwischen als meinen Job an, Menschen, die es verstanden haben, darin zu unterstützen, sich selbst zu entlasten, statt sich einer permanenten Überforderung aussetzen. Stärke zeigen ist in meinen Augen, an den passenden Stellen Ja und Nein zu sagen. Wir alle zusammen sind die Gesellschaft. Wir alle haben es gemeinsam in der Hand.

Nirgendwo sonst auf meiner Reise entlang der Seidenstraße habe ich so viele gehetzte, überarbeitete Menschen gesehen, wie ich es hier Tag täglich erlebe. Wofür? Frage ich mich.

Elke Klinger. Coach für Führung