Was bedeuten uns unsere Familien? Ich lernte so unglaublich verschiedene Familien entlang meiner Reise kennen. Eines erfuhr ich oft. Sie leben zusammen. Haben als Familie ein gemeinsames „Geschäft“. Ziehen miteinander ihre Kinder auf. Gerade bin ich für ein paar Tage in einem Resort in Thailand. Die Tante ist die Besitzerin. Die Nichte steht in der Küche. Die Kinder übernehmen den Service, der Onkel die Pflege des Gartens. Auf die Frage hin, warum hier die ganze Familie wirbelt, antwortet die Chefin fast verständnislos: „Na wem soll ich denn sonst vertrauen? Ich hole mir doch nicht den Ärger ins Haus.“ Irgendwie scheint mir in Deutschland die Tendenz in die andere Richtung zu gehen. Wir machen bewusst KEIN Geschäft mit dem Onkel. Damit es keinen Ärger gibt. Bei allem Individualismus, Selbstverwirklichungsdrang, Weltentdeckungswunsch tut uns ein Besinnen auf unser Miteinander in unseren Familien mit Sicherheit gut.

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Betriebsblindheit ist bei mir gerade auf Klassenfahrt. Wie oft laufen wir sonst vertraut durch Vertrautes? Schauen, ohne zu sehen. Wie in ein lang bekanntes Gesicht. Vieles schluckt sich weg, im Namen des vertraut Seins. Die Orte „blind finden“ hat etwas von sich auskennen, dazu gehören, aufgehoben sein. Mit dem Licht des Unbekümmerten. Mit den Schatten der Benommenheit. Ich bin dabei, mich ein Jahr lang um mich selbst zu drehen. Habe mich ausgewickelt, um mich in anderer Leute Leben zu verwickeln. Nun richte ich meinen Blick allmählich auf Heimweg. Was sehe ich dann dort, mit meinen frisch gewaschenen Augen? Ankommen als wäre ich nie zuvor da gewesen. Eine andere Form der Wachheit hält Einzug. Sie packt gerade ihre Taschen in mir aus. Irdische Themen kehren zurück als kämen sie von nem verlängerten Wochenendausflug. Die können gern noch ein paar Tage dran hängen. Neu einrichten in vertrauten Grundrissen hat Charme. Das bekannte Gesicht wieder mit aller Detailsorgfalt betrachten. Eine ordentliche Ladung Energie reibt sich in mir auf. Schafft Spannung. Das Vertraute neu sehen ist LEBENSZEIT.